Der Fußweg des Monats – Juli

Ein Termin in Stuttgart-Ost, in einer Ecke, die ich nicht gut kenne. Die Fahrplanauskunft der ÖPNV-App schickt mich mit der U-Bahn bis an das untere Ende einer Grünanlage, von der ich bis dahin noch nie gehört hatte, von dort bitte einmal durch den Park marschieren und „Sie haben Ihr Ziel erreicht.“. Na, denn mal los!

Und was soll ich sagen? Die „Grünanlage Klingenbachtal“ ist überraschend groß, es gibt einen netten Biergarten, und es macht sogar an diesem heißen Tag viel Spaß, dort entlang zu laufen.

Hier wäre ich gerne länger geblieben – schade, dass ich an dem Tag ein ganz anderes Ziel hatte!

Umleitung

An meiner U-Bahn-Haltestelle wird gebaut: die Bahnsteige werden verlängert. Denn künftig sollen hier 80 Meter lange U-Bahn-Züge fahren. Bisher fahren hier nur 40-Meter-Züge, und die sind sehr oft ganz schön voll – und das nicht nur zu Stoßzeiten.

Weil also derzeit die Haltestelle umgebaut wird, hält die Bahn ein paar Meter weiter hinten als sonst und mein Heimweg ist dadurch 50 Meter länger.

Ohne Baustelle führt der kürzeste Weg durch eine schnurgerade Wirtschaftsstraße, die auf einer Seite von Betonwänden und auf der anderen von einem einfallslos bewachsenen Erdwall begrenzt ist. Rechts der Lieferanteneingang eines Hotels, links der Lieferanteneingang der Veranstaltungshalle, am Ende ein Parkplatz. Kurz: eine total langweilige Straße, künstlich abgesenkt und dadurch klaustrophobisch eng. Es macht überhaupt keinen Spaß, hier entlang laufen zu müssen, aber es ist nun mal wie gesagt der kürzeste Weg nach Hause.

Doch zur Zeit hält die Bahn ja weiter hinten, ich muss einen längeren Weg gehen. Das eröffnet ganz neue Möglichkeiten, denn der längere Weg ist ein anderer Weg, und dieser andere Weg ist ein viel schönerer Weg:

Und als die Kastanien verblühten, lag rosa Blüten-Schnee auf dem Weg. Das sah dann so aus:

Aber das Beste ist – und wie peinlich ist das, dass mich da erst eine Freundin drauf bringen musste? – , also, das Beste ist: wenn künftig hier längere Züge fahren, kann ich mich ja immer in den hintersten Wagen setzen. Beim Aussteigen stehe ich dann jedesmal direkt vor diesem tollen Fußweg. Wie cool ist das denn bitte?

Der Fussweg des Monats – Mai 2023

Der Fussweg des Monats – jeden Monat stelle ich Ihnen einen tollen Fußweg vor. In der Stadt, auf dem Dorf, in der Natur, asphaltiert oder Trampelpfad – egal. Einen Weg jedenfalls, der mir besonders gut gefallen hat.

Diesmal ein Fußweg in Berlin, in der Großsiedlung Britz (Weltkulturerbe übrigens!). Der Weg war als ganz normaler Weg auf der Landkarte eingezeichnet. Ja, ok, natürlich nicht auf der Landkarte, sondern in der App*), doch das ändert ja nichts dran, dass ich ein Sträßchen erwartet hatte, das parallel zur Hauptstraße hinter den Häusern durch eine Grünanlage führen sollte.

Stattdessen war das ein Trampelpfad, der da über eine Wiese verlief, unter Bäumen und an einer Tischtennisplatte vorbei, links ein Wohnblock der 1920er-Jahre, rechts die Gärten der kleinen Siedlungshäuser.

Und wie alle derartigen Wege war auch dieser hier abwechslungsreich und kurzweilig – wie Fußwege halt idealerweise sein sollten.

*) Werbung ohne Auftrag, aka: „Empfehlung“. Die App ist cool und funktioniert auch offline.

Noch sauber, oder was?

Wo gehobelt wird, da fallen Späne. Und wo gearbeitet wird, da wird’s halt auch mal dreckig. Zum Beispiel in der Landwirtschaft: wenn mit schweren Landmaschinen über die nassen Felder gefahren wird, dann bleibt ganz schön Dreck an den Reifen hängen. Und weil die Wirtschaftswege zum Wenden des Traktors genutzt werden, wird’s dort natürlich ganz schön dreckig, wenn auf den Feldern gearbeitet wird.

Aber muss das sein, dass der Dreck dann dort liegen bleibt?

Wir sind hier im Ballungsraum. Immerhin gibt es ein wenig Natur: Felder, Weinberge, Wald. Die Gemeinden hier nutzen das auch gerne aus und präsentieren ihre Umgebung so oft wie möglich, in Flyern, auf ihren Websites und in Imagefilmen: Natur! Naherholung! Wandern! Genuss!

Komisch nur: in diesen Imagefilmen sehen die Wege immer ganz adrett und sauber aus. Ganz anders als hier:

Glauben Sie mir: es machte überhaupt keinen Spaß, da entlang zu gehen. Nicht nur, dass die Schuhe danach unglaublich verdreckt waren (die Hosenbeine hatte ich schon gleich ein wenig hochgekrempelt, damit sie nicht dreckig wurden). Nein, das Wegstück war auch ganz schön rutschig und glitschig. Und wer bitte möchte schon in den Dreck stürzen?

Kann man nicht nach getaner Arbeit ein wenig hinter sich saubermachen?

Der Fußweg des Monats – April

Eine Verabredung am anderen Ende der Stadt, ich war etwas zu früh dran und ging noch ein wenig spazieren. Und was entdecke ich da? Einen kleinen Pfad, eingezwängt zwischen Friedhof und einem angrenzenden Grundstück. Und wie das eben so ist mit mir und den Trampelpfaden: ich musste natürlich unbedingt dort längs gehen – auch auf die Gefahr hin, zu spät zur Verabredung zu kommen (Spoiler: ich war pünktlich).

Ich finde es einfach spannend, solche Wege entlang zu gehen, vor allem, wenn ich sie noch nicht kenne. Wo ich wohl rauskommen würde?

Zu meiner großen Überraschung war am Ende des Weges eine Pferdekoppel. Mitten im Ort! Das gibt’s doch gar nicht, oder? Tja, gibt’s offensichtlich doch:

Der Fußweg des Monats – Mai

Und nochmal neuer Job und neue Wege. Zum Beispiel der nette Fußweg zwischen Stadtbahngleisen und üppigen Vorgärten mitten in Stuttgart-Vaihingen. Den finde ich irgendwie gemütlich. Leider habe ich das Foto zerstört – auch das kann mal vorkommen.

Doch wenn sich von einem Weg aus solche Sichtachsen eröffnen wie hier, dann ist das Prädikat „Fußweg des Monats“ sicher nicht untertrieben!

Unterführung halb-schlimm

Unterführungen, oh je.

Das muss so in den 1960er- / 1970er-Jahren gewesen sein, als Fußgänger-Unterführungen aufkamen. Alle, die nicht motorisiert unterwegs waren und den Verkehrsfluss an Kreuzungen verlangsamten, mussten aus dem Weg. Brücken waren zu aufwändig und die Aufgänge brauchen zuviel Platz, also ab nach unten mit all jenen, die den Aufbruch ins Automobil-Zeitalter störten.

Über die Ästhetik von Unterführungen oder gar über einen ‚Wohlfühl-Faktor‘ machte man sich wenig Gedanken. Leider hat sich daran bis heute auch nicht viel geändert. Und auch das willigste Stadtplanungsamt hat wenig Spielraum zur Verbesserung und kann nur den Mangel verwalten.

Nehmen wir mal die Fußgänger-Unterführung am Bahnhof in Fellbach als Beispiel.

Insgesamt ist das ja eine vergleichsweise angenehme Unterführung, weil sie ziemlich breit ist und daher nicht so ein Gefühl von Enge hervorruft. Sie ist nicht sonderlich lang, und in der Mitte gibt es Treppenaufgänge, wo Tageslicht einfällt. Vor einiger Zeit wurden die grauen Betonwände durch bunte Fotos aufgehübscht. Und auch der Geruch ist halbwegs ok, da gibt es schlimmere Unterführungen.

Dennoch ist das Licht in dieser Unterführung grau und erdrückend, was sicherlich auch an der niedrigen Decke liegt.
Da es in der Unterführung ständig zieht, weht es viel Dreck und Unrat hinein, es liegt immer Müll herum.
Aus mir nicht bekannten Gründen ist der Boden sehr oft feucht. Meist ist das nur Wasser, doch unangenehm ist es trotzdem, vor allem im Sommer, wenn man mit dünnen Sandalen dort entlang geht.
Wer die Unterführung nach Norden durchquert, läuft auf eine häßliche, beschmierte Betonwand zu. Die Treppen dort an der Nordseite sind verdreckt, da hat die Schwäbische Kehrwoche(TM) offensichtlich noch keinen Einzug gehalten. Außerdem gehen beide Aufgänge an der Nordseite im rechten Winkel ab, wodurch man ständig Gefahr läuft, mit Entgegenkommenden zu kollidieren.

Leider ist das eine von insgesamt nur zwei Möglichkeiten, innerhalb der Stadt die Bahngleise zu queren. Und glauben Sie mir: die andere Möglichkeit ist noch unangenehmer, da teilt man sich den Weg nämlich mit den Autos. Da ist es laut, es ist dreckig und es stinkt nach Abgasen.

Manchmal denke ich: die Stadtplanerinnen und Stadtplaner, die sollten jeden Monat eine Woche lang nur zu Fuß in der Stadt unterwegs sein. Für alle beruflichen und privaten Wege. Ich bin sehr sicher, dann sähen zum Beispiel Unterführungen sehr bald sehr viel hübscher und netter aus.

Entdeckt: Flashback in die 70er-Jahre

„Entdeckt“ – die Kleinigkeiten, die nur wahrnimmt, wer langsam unterwegs ist.

„Nein,“ sagte meine Schwiegermutter, Friseurmeisterin im Ruhestand, „nein, das gibt es doch nicht! Der Preis, das Schaufenster, das Gesamtbild – das ist ja wie einst in den 70er-Jahren!“.

Den Flashback haben wir einem Stadtspaziergang in Stuttgart zu verdanken. Wir hätten den Laden fast übersehen, weil er ein ganzes Stück nach hinten versetzt und der Zugang von Hecken ein wenig abgeschirmt ist. Doch wer zu Fuß geht, dem entgeht nichts (Wortspiel, gell?).