Unterführungen, oh je.
Das muss so in den 1960er- / 1970er-Jahren gewesen sein, als Fußgänger-Unterführungen aufkamen. Alle, die nicht motorisiert unterwegs waren und den Verkehrsfluss an Kreuzungen verlangsamten, mussten aus dem Weg. Brücken waren zu aufwändig und die Aufgänge brauchen zuviel Platz, also ab nach unten mit all jenen, die den Aufbruch ins Automobil-Zeitalter störten.
Über die Ästhetik von Unterführungen oder gar über einen ‚Wohlfühl-Faktor‘ machte man sich wenig Gedanken. Leider hat sich daran bis heute auch nicht viel geändert. Und auch das willigste Stadtplanungsamt hat wenig Spielraum zur Verbesserung und kann nur den Mangel verwalten.
Nehmen wir mal die Fußgänger-Unterführung am Bahnhof in Fellbach als Beispiel.
Insgesamt ist das ja eine vergleichsweise angenehme Unterführung, weil sie ziemlich breit ist und daher nicht so ein Gefühl von Enge hervorruft. Sie ist nicht sonderlich lang, und in der Mitte gibt es Treppenaufgänge, wo Tageslicht einfällt. Vor einiger Zeit wurden die grauen Betonwände durch bunte Fotos aufgehübscht. Und auch der Geruch ist halbwegs ok, da gibt es schlimmere Unterführungen.
Dennoch ist das Licht in dieser Unterführung grau und erdrückend, was sicherlich auch an der niedrigen Decke liegt.
Da es in der Unterführung ständig zieht, weht es viel Dreck und Unrat hinein, es liegt immer Müll herum.
Aus mir nicht bekannten Gründen ist der Boden sehr oft feucht. Meist ist das nur Wasser, doch unangenehm ist es trotzdem, vor allem im Sommer, wenn man mit dünnen Sandalen dort entlang geht.
Wer die Unterführung nach Norden durchquert, läuft auf eine häßliche, beschmierte Betonwand zu. Die Treppen dort an der Nordseite sind verdreckt, da hat die Schwäbische Kehrwoche(TM) offensichtlich noch keinen Einzug gehalten. Außerdem gehen beide Aufgänge an der Nordseite im rechten Winkel ab, wodurch man ständig Gefahr läuft, mit Entgegenkommenden zu kollidieren.
Leider ist das eine von insgesamt nur zwei Möglichkeiten, innerhalb der Stadt die Bahngleise zu queren. Und glauben Sie mir: die andere Möglichkeit ist noch unangenehmer, da teilt man sich den Weg nämlich mit den Autos. Da ist es laut, es ist dreckig und es stinkt nach Abgasen.
Manchmal denke ich: die Stadtplanerinnen und Stadtplaner, die sollten jeden Monat eine Woche lang nur zu Fuß in der Stadt unterwegs sein. Für alle beruflichen und privaten Wege. Ich bin sehr sicher, dann sähen zum Beispiel Unterführungen sehr bald sehr viel hübscher und netter aus.